30.05.2020

Medienkolumne: Was darf ich alles nicht wissen?

Kürzlich habe ich über Menschen gelesen, die nichts vergessen können. Ich wollte den Artikel noch einmal anschauen, konnte mich aber – welche Ironie! – nicht mehr erinnern, wo ich ihn gelesen hatte. Erst habe ich mich über meine Vergesslichkeit geärgert. Doch dann habe ich mir gedacht: Lieber so als umgekehrt!

Wie schrecklich muss es sein, wenn man sich ewig daran erinnern kann, dass der Berater des britischen Premiers Boris Johnson Frau und Kind während des Lockdowns zu seinen Eltern gefahren ist. Oder dass ein Auto auf der A4 ins Schleudern geriet und gegen die Leitplanke krachte (dem Lenker ist zum Glück nichts passiert).

Während ich mich an beide Artikel spontan erinnern kann, sind mir viele andere entfallen, die mit Sicherheit viel wichtiger waren und die ich auch gelesen habe.

Das bringt mich zur Frage, die mich in den letzten Wochen stark umgetrieben hat: Was darf ich alles nicht wissen? Und vor allem: Wie stelle ich sicher, dass ich die richtigen Sachen nicht weiss?

Da ich eher Pragmatikerin als Philosophin bin, habe mich einen Selbstversuch gestartet:

1. Ich lese weniger Nachrichten und warte auf die Einordnung, da ist die News ja auch drin und wenn ich etwas verstehe, kann ich es mir besser merken.

2. Ich informiere mich noch besser darüber wer hinter einer Quelle steht.

3. Ich lese verschiedene Meinungen, aber nicht mehr die wütenden Kommentare dazu.

Seit ich das so mache, bin ich zufriedener.

Oder habe ich einfach gelernt, die richtigen Dinge zu vergessen …?

Medienkolumne, erschienen bei CH Media

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