Manchmal, wenn ich in diesen Tagen alleine zu Hause vor meinem Computer sitze, beschleichen mich unangenehme Gefühle: Wie schlimm wird das noch? Wird alles irgendwann wieder gut? Wenn ja, wann ist «irgendwann»?
In diesen Momenten weiss ich, was zu tun ist: Ich gehe online und klinke mich in eine der vielen lokalen Selbsthilfe-Gruppen ein, die in den letzten Wochen in den sozialen Medien entstanden sind. Alleine auf hilf-jetzt.ch sind per Stand 1. April mehr als 900 Gruppen eingetragen.
Ich habe von Anfang an verfolgt, wie sich diese Gruppen entwickelt haben. Wie aus privaten Initiativen auf Whatsapp, Telegram oder Facebook von ein paar Nachbarn («Ich kann gerne Einkäufe übernehmen!») stetig wachsende Netzwerke wurden. Wie dort viele Fragen gestellt wurden («Wie erfahren eigentlich Leute, die kein Facebook haben, von der Hilfe?»), für die dann ein Freund einer Freundin eine Lösung hatte («Ich habe einen Aushang gemacht, ihr könnt das PDF gerne herunterladen, ausdrucken und in Hauseingänge hängen»). Wie gute Ideen ihren Weg in andere Gruppen an anderen Orten fanden. Und aus diesen Verbindungen gemeinsame Projekte und sogar Plattformen, zum Beispiel für den Verkauf lokaler Produkte, entstanden sind.
«Irgendwann» wird kommen. Und die Corona-Krise wird vorbei sein. Bleiben werden digitale Netzwerke in der Nachbarschaft und lokale Plattformen. Und, was mich besonders freut: Ganz viele Menschen haben gelernt, dass digital und Gemeinschaft kein Widerspruch sein muss, sondern sich perfekt ergänzen.
Medienkolumne, erschienen bei CH Media