04.12.2019

Medienkolumne: Vertrau mir, ich bin Journalistin! (Teil 1)

«Oje! Schlimm! Die Jungen verstehen nicht, wie wichtig Journalistinnen und Journalisten für die Gesellschaft sind!» So lässt sich – etwas salopp formuliert – ein grosser Teil der Reaktionen auf eine Studie von Easyvote zusammenfassen. Die letztes Jahr publizierte Studie hatte herausgefunden, dass in politischen Themen nur gerade 17 Prozent der jungen Menschen in der Schweiz Medien vertrauten.

Ich war auch erschüttert. Allerdings nur kurz.

Dann habe ich mich gefragt: Warum ist das Vertrauen so tief? Mir sind verschiedene mögliche Gründe in den Sinn gekommen, zum Beispiel:

1. Junge haben schlechte Erfahrungen mit Journalistinnen und Journalisten gemacht.

2. Junge sind Institutionen gegenüber generell kritischer sind als wir älteren Semester es noch waren.

3. Junge interessieren sich nicht für Politik.

Ich habe lange darüber nachgedacht, welche Erklärung stimmt und mehr oder weniger Sinn macht, bis mir klar wurde: Wenn ich so frage, ziele ich am eigentlichen Problem vorbei. Nicht die jungen Menschen sind das Problem. Sondern wir Medien. Der entscheidende Grund ist:

4. Wir Journalistinnen und Journalisten schaffen es offensichtlich nicht, Jungen politische Themen so zu vermitteln, dass sie verstehen, wie diese ihr Leben beeinflussen.

Solange wir das nicht schaffen, wird es mit dem Vertrauen schwierig bleiben. Ich bin überzeugt: Vertrauen gibt es bei den Jungen nicht mehr auf Vorschuss, wir müssen es uns verdienen. Immer wieder. Offensichtlich haben wir das nicht geschafft.

Ich hoffe: noch nicht.

Medienkolumne, erschienen bei CH Media

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